Da die Bohrkanäle der Kreuzbandplastik aus der vorherigen Operation zwar gut positioniert, aber deutlich erweitert waren, wurde mit der Patientin eine Versorgung in zwei Stufen besprochen: In einer ersten Operation sollte zunächst der Knochendefekt im Bereich der Bohrkanäle mit Spenderknochen aufgefüllt werden. Im Rahmen dieser Operation sollte auch der Knorpelschaden therapiert werden. Sowohl Knorpeltransplantation als auch Knochenmarkstimulation mit Membrandeckung sind hier etablierte Verfahren, in diesem Fall mittels Knochenmarksstimulation. Es erfolgte eine minimal-invasive Operation (Arthroskopie) in Kurznarkose. Zunächst erfolgte eine Säuberung des Knorpelschadens. Das ausgebrochene Knorpelfragment konnte nicht sinnvoll fixiert werden und wurde aus dem Gelenk geborgen (Bild 1).
Aufgrund der geringen Größe des Knorpelschadens konnte eine sogenannte membrangestützte Knochenmarkstimulation angewandt werden, um durch kleine Bohrungen einen Wiederanschluss der Wachstumszone des Knorpels an das Blutsystem sowie zum Einstrom von Stammzellen zur Geweberegeneration zu ermöglichen (Bilder 2-3).

Bild 2: Knorpelschaden gesäubert

Bild 3: Bohrungen
Dann erfolgte das Einbringen eines Kissens aus Hyaluronsäure, welches als Baugerüst die Faserknorpelbildung begünstigt. Nach Auffüllung der alten Kreuzbandkanäle mit Spenderknochen wurde der Eingriff beendet (Bild 4).

Bild 4: Auffüllung der Kreuzbandkanäle
Für 24 Stunden wurde das Knie ruhiggestellt und danach umgehend mit Übungen begonnen.
Zweiter Schritt: Teilbelastung nach OP
Für vier Wochen erfolgte eine Teilbelastung an Unterarmgehstützen mit 20 kg. Die Beugung des Kniegelenkes wurde für diese Zeit ebenfalls mit Hilfe einer Schiene limitiert, welche beim Laufen getragen werden sollte. Mit Übungen mit Knie-Motorschienen und Physiotherapie wurde wenige Tage nach dem Eingriff begonnen. Der postoperative Verlauf gestaltete sich nach „Plan“. In der durchgeführten Kontrolle nach drei Monaten zeigten sich die alten Bohrkanäle ausreichend mit Knochen durchbaut.
Dritter Schritt: zweite Arthroskopie
Im Rahmen der zweiten minimal-invasiven Operation wurde eine körpereigene Sehne vom Kniegelenk in den neu angelegten Bohrkanälen passgenau verankert (Bild 5).

Bild 5: Verankerung der Sehne
Der zwischenzeitlich nachgewachsene Knorpel zeigte bereits eine komplette Defektdeckung, obgleich noch zart und weich an der Oberfläche (Bild 6).

Bild 6: nachgewachsene Knorpeloberfläche
Vierter Schritt: Aufbelastung bis zur vollen Belastbarkeit nach OP
Nach vier Wochen Teilbelastung an Unterarmgehstützen und Schutz durch die Kniebandage, durfte die Patientin das Knie zunehmend aufbelasten. Mit Übungen mit Knie-Motorschienen und Physiotherapie wurde wiederum wenige Tage nach dem Eingriff begonnen. Nach sechs Wochen war die volle Belastbarkeit ohne Gehstützen erreicht. Um das Gangbild, die Muskulatur und Koordination weiter intensiv zu beüben, wurde eine Rehamaßnahme eingeleitet.
Erwartete Ergebnisse
Die Arbeitsfähigkeit in einem körperlich tätigen Beruf ist bei diesem Krankheitsbild und dem angewandten Therapieverfahren grundsätzlich rund drei bis vier Monate nach OP zu erwarten. Ein Wiedererreichen der Sportfähigkeit ist nach sechs Monaten geplant, wobei hoch belastende Sportarten wie Skifahren oder Ballsport frühestens nach zwölf Monaten empfohlen werden.
Grundsätzlich eignet sich das beschriebene Verfahren besonders für kleine Knorpeldefekte und lässt sich minimal-invasiv umsetzen. In diesem Fall wurde gleichzeitig die Instabilität durch eine Kreuzbandplastik behandelt. Neuere Studien und Fallserien zu diesem Verfahren der membrangestützten Knochenmarkstimulation zeigen vielversprechende Ergebnisse. Anders als in diesem Fall, werden bei Knorpelschäden auch Knorpelzell-Transplantationen in der Maybach Klinik durchgeführt. Bei entsprechender Eignung des Knorpelschadens mit erhaltenen Bändern, gerader Beinachse und weitgehend erhaltenem Meniskus, ist die Knorpeltransplantation ein etabliertes Verfahren mit guten klinischen langfristigen Ergebnissen.
Aus der Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten sind dies zwei Optionen. Eine individuelle und bedarfsgerechte Therapie von Knorpelschäden setzt immer eingehende Untersuchungen und ein persönliches ärztliches Gespräch voraus. Sprechen Sie unser Ärzteteam gerne auf die Konzepte an.
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